"Stadt mal anders" 2022 wurde ursprünglich ausgerichtet auf die Stärkung der Partizipation der russischen Stadtbewohner:innen in der Mitgestaltung ihrer Städte und die Erprobung und Entwicklung von diversen kreativen und künstlerischen Ansätzen und Praktiken. Im Zusammenhang mit dem am 24. Februar durch das russische Regime begonnenen Krieg in der Ukraine und Verstärkung der Repressionen gegenüber den Oppositionellen, Aktivist:innen, Medienmacher:innen und anderen Vertreter:innen der Zivilgesellschaft innerhalb Russlands wurde das Projekt umgestaltet. Derzeit findet eine weitere massive Zerstörung von urbanen und sozialen Interaktionsräumen, etablierten Praktiken und Netzwerken der Gemeinschaften der Städte statt. Viele russische Oppositionelle und Kriegsgegner:innen waren und werden gezwungen auszureisen. Die Gesellschaft in Russland sowie in den weiteren postsozialistischen Ländern wird immer tiefer gespalten, die imperialistische Rhetorik und koloniale Denkmuster werden von der russischen Propagandamaschine weiterhin aktiv gefördert und aufgezwungen.
Vor diesem Hintergrund wurde der thematische Schwerpunkt des Projektes auf: "Stadt im Krieg. Krieg in der Stadt" und die Projektaktivitäten vor allem nach Georgien sowie Polen geographisch verlegt. Im Projekt soll vor allem die Reflexion und Bearbeitung solcher Themen und Fragen stattfinden, wie:
– Imperialismus, Dekolonisierung, Möglichkeiten der Schaffung und Förderung von alternativen Diskursen und differenzierten Meinungen.
– Unterstützung und Stärkung von neuen, sich etablierenden urbanen Gemeinschaften und Medien- Initiativen im Exil und ihre Vernetzung mit den bestehenden lokalen Initiativen und Projekten.
– Wiederaufbau der Städte, ihrer sozialen, medialen und physischen Infrastruktur und weitere.
Die Bearbeitung dieser Themen erfolgt aus der Perspektive von Urbanistik, Kunst, Medien, Geschichte, Stadtsoziologie und anderen.
Die Auseinandersetzung mit den o.g. Fragen findet in den folgenden mehrmonatigen Projektformaten statt:
- Art-Lab
Das Format richtet sich an Kulturschaffende, Künstler:innen und Aktivist:innen im Exil sowie lokale Initiativen und Projekte aus Georgien, Armenien sowie Deutschland. Es wird mit dem Fokus auf die Protestkunst im öffentlichen Raum umgesetzt. Wie lässt sich bürgerschaftliches Engagement in Zeiten globaler Umwälzungen durch künstlerische Praktiken demonstrieren? Wie kann man alternative Meinungen zum Ausdruck bringen und zur Antikriegsbewegung beitragen? Wie lässt sich in schwierigen Zeiten eine öffentliche Debatte über komplexe Themen anstoßen? Diese und weitere Fragen werden in den Labs mit den Teilnehmer:innen praktisch bearbeitet.
- Medien-Lab
Teilnehmer:innen und Expert:innen des Formats sind die ausgereisten Vertreter:innen der unabhängigen russischen Medien und Medienschaffende aus Deutschland. In den Austauschtreffen und Diskussionen, in Zusammenarbeit mit den größeren und kleineren regionalen und lokalen Medien-Initiativen, werden aktuelle Kooperationsmöglichkeiten und Rolle der alternativen Massenmedien in den Kriegszeiten besprochen. Außerdem werden konkrete Lösungsvorschläge entwickelt, um diverse Mediennutzer:innen effizient zu erreichen und der offiziellen Kriegspropaganda entgegenzuwirken.
- Weiterbildungsblock
Dieser Projektblock hatte den folgenden Schwerpunkt: Wiederaufbau der Städte, ihrer sozialen und physischen Infrastruktur. Es beinhaltete Diskussionen und den Austausch über solche Fragen wie: Wie ist die Lage der Städte und ihrer Gesellschaften im Kriegszustand? Mit welchen Herausforderungen und "urbanen Kosten" haben sie zu tun? Was sind die Aufgaben der Urbanistik in den Kriegszeiten? Was kann berücksichtigt werden, um aktuelle Probleme zu bewältigen und aktivistische Initiativen und Menschen in Not zu unterstützen. Dazu gehörten öffentliche "Abende der Küchensoziologie" (Bspw.: Umweltkosten des Krieges, Artists identities at risk etc.). Es ist ein non-formales Format von CISR e.V., welches den Austausch über komplexe Themen diverser Expert:innen, Projektteilnehmer:innen, Vertreter:innen der lokalen Gemeinschaften und weiteren Interessent:innen aus der Öffentlichkeit ermöglicht. Des Weiteren umfasste es eine Bildungsreise für Multiplikator:innen des Projektes in Berlin und ihre Teilnahme an der Konferenz "WARning the Citizens" sowie die Umsetzung der Ausstellung mit öffentlicher Diskussion "Feed of War" in Warschau.